Betrachtung des Fernverkehrs als Ergänzung der Mobilität im Alltag – Abbildung des Mobilitätsverhaltens im erweiterten Längsschnitt (DFG)

Problemstellung 

Fernverkehrsereignisse treten im individuellen Mobilitätsverhalten oftmals nur selten und unregelmäßig auf, tragen jedoch erheblich zur gesamten Personenverkehrsleistung und den damit verbundenen Emissionen bei. Vor allem aufgrund fehlender Datengrundlagen und der Komplexität Fernverkehrsereignisse zu erfassen, ist die Fernmobilität trotz ihrer Relevanz im Vergleich zur Alltagsmobilität weniger intensiv erforscht. Insbesondere über das Fernverkehrsverhalten von Personen über längere Zeiträume ist wenig bekannt. Zudem werden oftmals nur dezidierte Studien zum Fernverkehr durchgeführt, die das gesamthafte Mobilitätsverhalten und die Wechselwirkungen zwischen Alltags- und Fernverkehr auf individueller Ebene nicht berücksichtigen. Damit kann nicht beurteilt werden, welche Personen viel und welche wenig im Alltags- und Fernverkehr unterwegs sind und wie das Verhalten über längere Zeiträume variiert. Ein tiefergehendes Verständnis dieser Zusammenhänge, das beispielsweise für die Wirkungsabschätzung von einflussnehmenden Maßnahmen notwendig ist, könnte durch die gemeinsame Betrachtung der Alltags- und Fernmobilität auf Ebene von Individuen erzielt werden.   

Projektziel 

Das Ziel des beantragten Forschungsvorhabens ist eine mikroskopische Abbildung der Verkehrsnachfrage einer Repräsentativbevölkerung Deutschlands über den Zeitraum eines Jahres. Das Modell der Verkehrsnachfrage soll dabei sowohl routinemäßige Alltagsmobilität als auch seltene Fernverkehrsaktivitäten konsistent auf individueller Ebene abbilden. Es soll ein Überblick darüber geschaffen werden, welche Daten und Informationen zum Mobilitätsverhalten von Personen vorliegen und wie diese miteinander kombiniert werden können, um ein konsistentes Gesamtbild zu erhalten. Basierend auf dieser Übersicht wird ein Konzept für die Fusionierung der verschiedenen Datenquellen erarbeitet, wobei sowohl sozioökonomische Eigenschaften als auch Indikatoren des Mobilitätsverhaltens als Verknüpfungsvariablen einbezogen werden sollen. Damit wird angestrebt, die Heterogenität des Mobilitätsverhaltens im stärkeren Umfang abzubilden als es mit bisherigen Ansätzen möglich ist. Gleichzeitig wird auf die Abbildung der Gesamtbevölkerung abgezielt, um die resultierende Gesamtmobilität mit Eckwerten aus der offiziellen Statistik abzugleichen. 

Methode 

Zur Erreichung des Projektziels werden bestehende Datenquellen zur Alltags- und Fernmobilität systematisch zusammengetragen und auf ihre Kompatibilität hin analysiert. Darauf aufbauend wird das Konzept entwickelt, wie Daten zur Alltagsmobilität von Personen mit Daten zum Fernverkehrsverhalten miteinander fusioniert werden können. Zur methodischen Unterstützung dieser Datenverschneidung wird eine ergänzende Erhebung durchgeführt, die gezielt auf die Schnittstellen ausgerichtet ist. Für die Ausweitung auf den Betrachtungszeitraum eines Jahres sollen Erkenntnisse zum Längsschnittverhalten von Personen und zur Saisonalität von Fernverkehrsereignissen berücksichtigt werden. Die Hochrechnung auf das Jahr und die Gesamtbevölkerung erfolgt dabei unter Einbeziehung von Eckwerten der amtlichen Statistik. Abschließend wird mit zwei Anwendungsfällen überprüft, wie gut sich mit dem entwickelten Modell die Heterogenität in der Mobilität von Personen tatsächlich abbilden lässt und so Wirkungen von Maßnahmen detaillierter abgeschätzt werden können.