Nachweis der Auswirkungen von Tempo 30 auf innerörtlichen Hauptverkehrsstraßen auf Verkehrsablauf, Verkehrssicherheit und Luftqualität

Problemstellung

In der politischen und öffentlichen Debatte um eine Verbesserung der Umweltbedingungen in Städten und Gemeinden – zunächst mit Fokus auf Lärmbelastungen, mittlerweile auch in Bezug auf Luftqualität und Klimaschutz (Stichwort: Klimaneutrale Kommunen) – wird als eine Maßnahme zur Reduktion von verkehrsbedingten Emissionen die Anordnung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen in unterschiedlichem Umfang diskutiert. Die in der Diskussion befindlichen Szenarien reichen dabei von einer Ausweitung der bisherigen Anordnungspraxis auf größere Teile des Hauptverkehrsstraßennetzes bis hin zu einer flächendeckenden zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h im gesamten innerörtlichen Straßennetz. Hierbei stellt sich insbesondere auch die Frage nach den verkehrstechnischen Auswirkungen dieser Maßnahmen, insbesondere in Bezug auf die Kapazität von Knotenpunkten mit Lichtsignalanlagen.

Projektziel

Nur durch eine umfassende Betrachtung der Auswirkungen auf Verkehrsablauf, Verkehrssicherheit und Luftqualität kann eine Versachlichung der Diskussion um die Folgen einer Anordnung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen erreicht werden. Dabei ist es erforderlich, hinsichtlich des Umfangs einer Anordnung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen verschiedene Szenarien zu betrachten und hinsichtlich ihrer Wirkungen zu bewerten. Ausgehend von der heutigen Anordnungspraxis ohne bzw. mit nur einigen „ausgewählten“, auf Tempo 30 beschränkten Abschnitten (wie z. B. in Aachen) sind verschiedene Ausdehnungen von streckenbezogenen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 30 km/h – die nicht pauschal, sondern jeweils spezifisch in Abhängigkeit von vor allem der Netzstruktur festzulegen sind – bis hin zu einer flächendeckenden Anordnung von Tempo 30 innerorts zu untersuchen. Neben Tempo 30 wird auch Tempo 40 betrachtet. Die Betrachtungen der Auswirkungen von Tempo 30 bzw. Tempo 40 auf Verkehrsablauf, Verkehrssicherheit und Luftqualität kann nur beispielhaft für ausgewählte Kommunen, teilweise auch nur für einzelne Netzabschnitte von Hauptverkehrsstraßen erfolgen. Diese Ergebnisse sollen aber als Grundlage für eine Hochrechnung der zu erwartenden Auswirkungen einer bundesweit veränderten Anordnungspraxis auf die Verkehrs- und Angebotsqualitäten genutzt werden.

Methode

Im Rahmen des Projekts wird zunächst an Knotenpunkten und Streckenabschnitten in fünf verschiedenen Kommunen die Einführung von Tempo 30 bzw. Tempo 40 empirisch untersucht – es werden Messungen vor und nach der Einführung des reduzierten Tempolimits durchgeführt. Basierend auf den Erkenntnissen der empirischen Untersuchungen werden mikroskopische Verkehrsflusssimulationen kalibriert. Diese dienen als Grundlage einer Simulationsstudie, in deren Rahmen die empirischen Erkenntnisse auf eine Vielzahl weiterer Szenarien extrapoliert werden. Empirie- und Simulationsergebnisse werden hinsichtlich der Wirkungen des reduzierten Tempolimits auf den Verkehrsfluss, die Verkehrssicherheit sowie Lärmemissionen und Luftqualität ausgewertet. Damit werden allgemeine Empfehlungen und Hinweise zur Anordnung von Tempo 30 bzw. Tempo 40 abgeleitet, die sowohl für die Praxis als auch vor allem für die Politik als wissenschaftlich gestützte Entscheidungshilfe in der Diskussion um die Anordnung von Tempo 30 bzw. alternativ Tempo 40 und dessen Folgen dienen sollen. Das Institut für Verkehrswesen zeichnet sich in diesem Projekt für die mikroskopischen Verkehrsflusssimulationen von Knotenpunkten mit Lichtsignalanlagen verantwortlich.