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MOIA Begleitforschung

MOIA
MOIA in Hamburg
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Flottenkopplung
Problemstellung

Neue Mobilitätsdienste sind in den Verkehrswissenschaften eines der wichtigsten Forschungs- und Entwicklungsthemen der letzten Jahre. Durch Entwicklungen im Bereich IKT sowie zunehmenden Smartphonebesitz entstanden in den letzten Jahren viele neue Geschäftsmodelle und die Anzahl der Anbieter, die Kunden flexible und bedarfsgerechte Dienste anbieten, nimmt stetig zu. Aufgrund Einer dieser Dienste ist Ridepooling; beim Ridepooling werden zeitlich und räumlich übereinstimmende Fahrtwünschen gebündelt. KundInnen nehmen dafür geringe Umwege oder Zwischenstopps in Kauf, profitieren aber von geringen Preisen als z.B. beim Taxi. Aufgrund der Neuheit dieser Verkehrsform ist jedoch bisher nicht ausreichend erforscht, wer die NutzerInnen dieses Dienstes sind, welche Rolle Ridepooling im Alltag einnehmen kann und wie sich die individuelle Mobilität verändert. Auch die gesamtheitlichen Einflüsse auf ein städtisches Verkehrssystem sind bisher unerforscht. Zu Beginn des Projektes waren Ridepooling-Dienste häufig unter der sogenannten „Experimentierklausel“ des PBefG zugelassen sind. Seit der Novellierung des PBefG 2021 gibt es zwei mögliche Zulassungsformen: den Linienbedarfsverkehr (§ 44) und den gebündelten Bedarfsverkehr (§ 50).

Projektziel

Ziel dieses Projektes ist in Zusammenarbeit mit der TU München die konkreten Auswirkungen von Ridepooling auf ein städtisches Verkehrssystem am Beispiel des MOIA Services in Hamburg zu erforschen. MOIA ist eine Tochtergesellschaft des Volkswagen Konzerns und betreibt derzeit ca. 500 batterieelektrische Fahrzeuge in Hamburg und Hannover und damit die größte zusammenhängende Ridepooling-Flotte in Europa. Die Untersuchung eines etablierten Service bietet große Potentiale, da echte Nutzende zu ihrem Alltag befragt werden können und die Rahmenbedingungen nicht wie in anderen Studien stark durch Testbetrieb-Charakter eingeschränkt sind. Somit können die Auswirkungen auf individueller als auch auf kollektiver Ebene abgebildet werden. In Zusammenarbeit mit den Hamburger Behörden werden auch Effekte möglicher kommunaler Reglementierungen berücksichtigt. Somit soll am Ende des Projektes Klarheit darüber herrschen, welche Rolle Ridepooling zukünftig im Zuge der Verkehrswende einnehmen kann.

Methode

Zur Untersuchung der Nutzenden wird ein Mixed Method Ansatz genutzt, der qualitative und quantitative Forschungsmethoden vereint. In der 1. Projektphase konzipierte das IfV eine Online-Erhebung für NutzerInnen (deutschlandweit) und Nicht-NutzerInnen (Raum Hamburg) von MOIA, welche mit über 12.000 Teilnehmern erfolgreich durchgeführt wurde. Mit diesen Ergebnissen können Soziodemographie und Mobilitätsverhalten bisheriger Nutzenden mit Nicht-Nutzenden verglichen werden. Detailfragen zur letzten MOIA-Fahrt gewähren Einblicke in die Nutzungsmuster der KundInnen. Zudem enthielt die Befragung ein Choice Experiment zur Analyse von Preis- und Fahrzeitsensitivitäten bei neuen Mobilitätsdiensten (u.a. MOIA, E-Scooter-, Bike- und Carsharing). Diese Erkenntnisse wurden durch NutzerInnen-Interviews mit Kunden über 55 Jahren, MOIA-VielfahrerInnen und KundInnen, die außerhalb Hamburgs wohnen ergänzt.

Der Aufbau eines mikroskopischen (agentenbasierten) Verkehrsnachfragemodells für die Region Hamburg bildet das Herzstück dieses Projektes. Um die MOIA-Flotte detailliert abbilden zu können, wird mobiTopp mit der Flottensimulation der TU München gekoppelt. So werden die Entscheidungsparameter bei der Verkehrsmittelwahl in Echtzeit ausgetauscht und berücksichtigen den tatsächlichen Zustand der Flotte. Entscheidet sich ein Agent in mobiTopp für die Fahrt mit MOIA wird die Buchung an die Flottensimulation zurückgegeben und das passendste Fahrzeug hierfür ausgewählt. Zunächst wird der Status Quo in Hamburg abgebildet und anschließend eine Simulationsstudie durchgeführt. Im Rahmen des Projekts wurden 4 Szenarien entwickelt und modelliert, die aufzeigen, wie sich die Mobilität in Hamburg in den nächsten Jahren entwickeln könnte. Dabei wurde eine Vielzahl von Einfluss- und Entwicklungsfaktoren berücksichtigt: Die Szenarien beinhalten beispielsweise die in der Hansestadt geplanten Angebotsverbesserungen des öffentlichen Verkehrs (neue U-Bahn-, S-Bahn- und Buslinien), den Ausbau der Straßeninfrastruktur (Autobahnen, Fahrradrouten), sowie Erweiterungen alternativer Mobilitätsangebote (Bikesharing, Carsharing). Auch die Auswirkung der Automatisierung sowie die Wirkung möglicher Push-Maßnahmen (den MIV betreffend) untersucht. Es zeigte sich, dass die Wirkung von Ridepooling stark von anderen verkehrspolitischen Maßnahmen abhängt. In Kombination mit dem Ausbau des ÖPNV-Angebots und einschränkenden Maßnahmen für den MIV, können die größten Einsparungspotentiale bzgl. Fahrzeug-km und Emissionen erzielt werden.